Die Wahrheit mit der Wahrheit ist,
dass die Wahrheit eine Lüge ist.
Es wird schon nicht so schlimm kommen – oder?
Wie die frisch veröffentliche Shell Jugendstudie berichtet, glaubt eine Mehrheit (53%) der Jugendlichen, die Regierung verschweige „die Wahrheit“. Zwar zeigt die Studie, dass die jungen Menschen optimistisch in die Zukunft blicken, andererseits aber sind sie angefüllt von Misstrauen gegenüber dem Establishment, gegenüber der Politik und den gesellschaftlichen Eliten. Die Angst um die Zukunft betrogen zu werden ist groß. Deshalb verfällt unsere Jugend zurück in althergebrachte Muster, allen voran das gute alte Vorurteil, und in seiner besonderen Ausprägung – der Rassismus.
Die Erfahrung unfair (was auch immer das sei) behandelt zu werden, befördert den Populismus. In dieser Falle sind die Jugendlichen in guter Gesellschaft mit der älteren Generation. So betont zwar die Mehrheit der Jugendlichen (57%), sie finden es gut, dass Deutschland viele Flüchtlinge aufgenommen habe. Aber genauso finden es 20% der Jugendlichen nicht so gut, wenn in der Wohnung nebenan eine Flüchtlingsfamilie einziehen würde. Außerdem lehnen 18% es ab, neben einer türkischen Familie zu wohnen. Die Anfälligkeit für Lügenpropaganda ist offensichtlich und wird in Zukunft radikalen Parteien einen konstanten Anteil an Wählerstimmen sichern.
Die Wahrheit hat es in diesen Tagen schwer, doch was ist wenn – die Wahrheit mit der Wahrheit ist, dass die Wahrheit tatsächlich eine Lüge ist?
In der TV-Serie Mysterien des Weltall geht Morgan Freeman der Frage nach: „Warum lügen wir?“ Dabei werden ertaunliche Erkenntnisse zu Tage gefördert. (Leider ist diese Folge z.Z. nicht im Free-TV mehr erhältlich. ZDF und Servus TV bringen jedoch in loser Folge einzelne Sendungen aus der empfehlenswerten TV-Serie – hier die Übersicht zur Staffel 6 der Reihe Mysterien des Weltalls.
Mehr oder weniger überraschend zeigen Experimente, dass bereits Kleinkinder ab zwei Jahren bereit sind zu lügen um z.B. ihre Neugier zu befriedigen. Andererseits macht Lügen zwar intelligent, aber nicht unbedingt klug. Wer lügt muss mehr Energie aufwenden um z.B. episodische Geschichten zu erfinden, die dann ja auch noch glaubhaft sein müssen. Das erfordert nicht nur Kreativität, sondern auch Wissen und Beobachtungsgabe. Wer im Eigeninteresse regelmäßig lügt, läuft allerdings Gefahr am Ende dennoch zu scheitern, denn je weiter fortgeschritten die Lügengebilde sind, desto wahrscheinlicher enthalten sie fehlerhafte Stellen, die nicht mehr übertünscht werden können. Wer sich auf Notlügen beschränkt, fährt am Ende besser.
Im Computer-Zeitalter werden neue digitale Lügentechniken verwendet.
Zum Beispiel:
– die Butler-Lüge
– Sockenpuppelüge (Identitätslüge)
– Fake-Bewertungen als Ablenkung vom dem ab, was der Bewerber nicht weiß (in ich-Rede)
Die digitale Lüge beherbergt wegen der besseren Nachprüfbarkeit jedoch ein größeres Risiko als die gesprochene Lüge.
Probleme bei der Wahrnehmung der Realität
Unser grundlegendes Problem die Realität von der Täuschung unterscheiden zu können sind dabei unsere Sinne:
– Tastsinn
– Wärmeempfinden
– optische Wahrnehmunbgsfähigkeit
– begrenzter Hörsinn
Wir können mit vielen Tierarten nicht mithalten wie der Fledermaus (hören), den Schmetterlingen (riechen), dem Chameleon (sehen) oder den Walfisch (hören), darüber hinaus bastelt uns unser Gehirn eine ganz eigene Realität, angefangen bei der Tatsache, dass wir eigentlich mit dem Kopf nach unten hängen – oder gilt das nur für die Leute in Australien?
Würde man z.B: alles auf dem Desktop in seiner vollen Realität erfassen wollen, müsste man die Bits und Bytes, die dahinter stehen auch wahrnehmen samt der fließenden elektrischen Ströme. Letzlich haben wir nur die Sinne, die wir brauchen um zu überleben und selbst die funktionieren auch nicht immer richtig – siehe bei Vergiftungsfällen. So können wir uns keine Farben vorstellen, die wir nicht sehen können, auch nicht die die Gerüche wahrnehmen die Schmetterlinge antreiben.
Hinzu kommt, dass unser Gehirn falsche Erinnerungen schafft. Das Wahrgenommene (z.B. das Sehen eines Autounfalls) verändert eine kleine Gruppe von Nervenzellen (= Engramm —> Physiologische Spur der gespeicherten Erinnerung). Wenn nun alte Erinnerungen (—> Engramme) durch neue ähnliche Erfahrungen ausgelöst werden, werden diese Erinnerungen miteinander vernetzt, überlagert oder sogar ausgelöscht. Die Episode im Gehirn ändert sich dann durch das (fehlerhafte) Verknüpfen der Engramme. Dennoch trauen wir unseren Erinnerungen, auch wenn wir uns nicht an alles aus unserem Leben erinnern können.
Wahrheit der Quanten? Lügt uns das Universum an?
Die Position eines Elektrons und zugleich seine Geschwindigkeit erkennen, das geht nicht (Kolibri-Effekt/Unschärferelation Heisenberg). Definierende Eigenschaften und Zustände bestimmen die Quanten-Realität wie Spin und Ladung oder die Eigenschaft „Hart“ und das Objekt „Fels“. Im Film Alice im Wunderland existiert die Grinsekatze. Ich habe schon oft eine Katze ohne Grinsen gesehen aber noch nie ein Grinsen ohne Katze. Aber genau das geht in der Quantenwelt, indem man die Eigenschaft vom Objekt trennt! Auf der Quantenbene kann die Materie von der Eigenschaft in einem Experiment getrennt werden. So lässt sich Teilung eines Neutronenstrahls mit einem bestimmten Spin in einem Kristall in zwei Strahlen durch Filter und Magnete zerlegen. Der eine Strahl besteht dann nur aus eigenschaftslosen Neutronen und der andere Strahl nur aus der Eigenschaft des Spins.
Die Wirklichkeit ist in Wahrheit auch nicht das, was sie sein sollte.
Doch was können wir tun? Schichten der Wahrheit aufdecken – sukzessiv der ganzen Wahrheit näherkommen. Information als Aufklärung ist ein Nebelscheinwerfer durch die Lügen, Sinnestäuschungen und Täuschung des Intellekts. Das Problem des selektiven Gedächtnisses jedoch bleibt uns jedoch erhalten und wir können es nur Schritt für Schritt angehen. Es bleiben die Fakten als Bausteine, aus denen die Wahrheit aufgebaut ist und das Puzzle, das wir lösen müssen.
Jeder der behauptet
er kenne die ultimative Wahrheit,
lügt das blaue vom Himmel herunter! (Morgan Freeman)
Ernesto O.
Blicken wir zurück, sehen wir den roten Faden der Vergangenheit.
Schauen wir vorwärts, entdecken wir zwei, drei, vier, viele Fäden der Zukunft.
Zukunftsfäden ist Teil einer kleinen Serie von Plauder-Beiträgen, die die Vergangenheit, Gegenwart und die möglichen „Zukünfte“ zwischen nicht ganz ernst gemeint und sehr ernst gemeint in Verbindung setzen.
–> Zukunftsfäden (1)
–> Zukunftsfäden (2) Yesterday
–> Zukunftsfäden (3) Atombomben auf Grönland
–> Zukunftsfäden (4) Normalität?