Da lachte sogar die Bildzeitung!
Kein Wunder. Bereits das Vokabular ist eines Professors völlig unwürdig. Ist im Kampf der AfD um die Wählerstimmen der christlichen Kirchgänger nun jedes Mittel erlaubt um den Osterfrieden zu stören? Reicht es nicht wie Unternehmensberaterin Weidel „Frohe Ostern“ an die eigenen Fans zu twittern?
Es bedarf der Neusprech-Erklärung:
Traditionshase: Kein echter Neusprech, denn der Traditionshase hat Tradition.
Er wird auch gerne als Goldhase bezeichnet, und ist seit 1952 im Verkauf der Schweizer Firma Lindt. Seit mehr als 25 Jahren schon wird der Goldhase als Traditionshase an der Ladenkasse registriert (1992). Der Grund ist einfach wie logisch. In der computerisierten Lagerhaltung eines Kaufhauses muss jeder „Osterhase“ eine eigene eindeutige Bezeichnung haben, damit die richtige Anzahl und der richtige Typ Hase nachbestellt werden kann. Neben Traditionshase sind daher auch Bezeichnungen wie Lachhase, Schokohase ua. gebräuchlich.
Osterhase: Begriff mit Tradition; angeblich laut AfD 2018 an den Registrierkassen qualvoll hingerichtet. Der Osterhase hat keine ursprünglich christliche Tradition. Ostern war bereits zuvor ein heidnisches Fest und geht auf die germanische Frühlingsgöttin Ostara zurück. Der Hase ist verschiedenen Überlieferungen zufolge das Tier der Liebesgöttin Aphrodite bzw. der germanischen Göttin Holda. Er gilt zugleich als Bote Gottes und steht wie das Ei für Fruchtbarkeit und Leben. Bezieht man „Ostern“ auf die Himmelsrichtung „Osten“ so finden wir bei den chinesischen Tierkreiszeichen das Bild des Hasen. Daraus wurde schließlich der Osterhase.
Warum aber bezeichnet die AfD den Traditions-Goldhasen von Lindt als ein neues Unterwerfungsinstrument unter den Islam?
Zwei mögliche Gründe zeichnen sich ab.
1. Paranoia:
Von ihrer Anti-Islam-Kampagne angesteckt, glaubt die Führungsriege inzwischen selbst an ihre Unterwerfungsfantasien und kämpft nun dafür dass sich ihre Prophezeiung erfüllt. Wer Hysterie schürt, verfällt auch schon mal selber der Hysterie.
2. Die Umfragewerte der AfD fallen ab und dem will die Parteispitze mit allen Mitteln begegnen:
Seit Bildung der Groko kommt die AfD nicht mehr an die Werte in der Wählergunst von Anfang März (16%) heran. Deshalb hat der AfD-Vorstand eine Studie beim INSA-Institut über ihre Chancen beim Wahlvolk aufgegeben. Da INSA schon seit dem Bundestagswahlkampf der AFD immer bessere Werte attestierte als andere Meinungsforschungsinstitute, ist das Ergebnis der Studie nicht überraschend. INSA sagt, „die AfD könnte 20% der Wählerstimmen erhalten“, um dann sogleich bei der nächsten INSA-Wählerumfrage feststellen zu müssen, dass nur 15% die AfD wählen würden. Das gefällt den AfD-Oberen natürlich nicht, zumal EMNID sogar die AfD nur noch mit 12% Kopf an Kopf mit den Grünen stehen sieht.
Neue Worte und Wortschöpfungen haben meistens einsehbare Gründe wie technischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Fortschritt. Verständlich auch, dass Jugendliche und Hobbyisten sich durch neue Modeworte und sprachliche Fachsimpeleien vom Rest der Gesellschaft abgrenzen wollen. Interessant und gefährlich wird es jedoch dort, wo Politik und Lobbyismus dem Sinn von Worten 180 Grad-Wendungen verpassen, um die Meinung der Menschen heimlich zu manipulieren oder mit offener Propaganda die Bürger ideologisch zu indoktrinieren. Der Begriff Neusprech taucht erstmals 1948 in George Orwells Roman 1984 auf.


Neusprech Teil 2


Neusprech Teil 1
Ernesto O.